Mal im Sonnenglanz und mal im Schnee/ Der Duft der Wälder
Der Siegener Häusling im Sonnenschein unter blauem Himmel, im anderen Jahr Schlittenpartie am Eisernhardt. (Fotos/ Montage: presseweller)
28. Februar 2017.
Noch kann sich das Wetter nicht entscheiden: Ist der Jänner mit hier
und da dickem Schnee im Siegerland vorbei, dann dauert es meist bis
Ende März und nicht selten noch bis weit in den April hinein, bis sich das Wetter als frühlingshaft etabliert hat. So war es bereits zur
Kindheit. Ende Februar fuhren wir zum Beispiel noch Schlitten auf
der langen Bahn am Eisernhardt oder am Giller, in anderen Jahren war
es um diese Zeit schneefrei, und die Sonne schien vom blauen Himmel
und wärmte. Der Winter konnte sich aber auch ausdehnen, sodass wir
die Ostereier im Schnee suchen mussten. Das freilich kam nicht nur in
den 1950er- und -60ern vor, sondern erlebten wir auch schon in
verschiedenen vorigen Jahren.
So ab der dritten Dezemberwoche werden die Tage länger. „Jeden Tag einen Hahnenschrei“, sagte
der Vater. Im neuen Jahr ab Ende Januar/ Mitte Februar wärmt die Sonne merklich intensiver,
schließlich hat sich durch die längeren Tage im Prinzip auch mehr
Zeit. Die ersten Boten der erwachenden Natur sind die
Schneeglöckchen, und bald schon lugen die Krokusse bunt im Garten
aus der Erde hervor, als wollten sie erst einmal nachschauen, ob der
richtige Zeitpunkt gekommen ist, sich in voller Pracht zu entfalten,
unsere Augen zu erfreuen und unsere Sinne zu Frühlingsgedanken
anzuregen. Ist doch das Frühjahr, der Lenz, die Zeit, in dem die
Winterruhe dem Ende zugeht und ein neues Werden beginnt, auf das die
Natur hinarbeitet. Zwischen Winter und Frühjahrsbeginn setzen die
Bäume ihr erstes zartes Grün auf, die Vögel sind aus den
Winterquartieren zurück und fallen Morgen für Morgen in ein lautes
Gezwitscher wie ein Rufen und Jubilieren. Und nach und nach wird ihr
Tisch immer üppiger gedeckt sein, sodass es für sie und baldigen
Nachwuchs reichen mag.
Wenn die Krokusse blühen, ist der Frühling nah.
Bunte, duftende Wälder - Erinnerungsorte
Im Siegerland fällt
es nicht schwer, sich in die Waldgemarkung aufzumachen, weil es
überall um die Wohnsiedlungen herum reichlich davon gibt, ob auf den
Siegener Bergen oder im Freudenberger Land, ob in Kreuztal bis zum
Kindelsberg hinan und weiter oder rund um Hilchenbach, Burbach,
Neunkirchen, Niederschelden oder im Netpher Land. Das Land ist
gesegnet mit Natur, Büschen und Wäldern, die sich mal mit
ausgewachsenen Buchen, Eichen und Birken zeigen, mal als Niederwald
für die Haubergswirtschaft, oft als Mischwald und natürlich auch
als „dunkler“ Nadelwald. Je nach Gemarkung wachsen auch Ahorn,
Haselnuss, Weiden, Linden, Ulmen, üppige Holunderbüsche und vieles
andere. Wenn das Jahr in den Märzen geht, ahnen die Wälder den Frühling, sind hier und da mit
weichen Moosteppichen belegt und erfreuen mit weißen
Buschwindröschen.
Wir horchen auf,
wenn ein Vogel pfeift, trällert oder ein Specht emsig hämmert, um
eine Höhle in einen Baum zu schlagen, alles dazu angetan, vereint
mit den zarten Farben und diesem besonderen Duft des Waldes, unser
Gemüt zu erfreuen. Gerne nehmen wir das intensiv auf und lassen
manches Mal den Kopf an Märchen erinnern, an Elfen und Waldgeister,
an Rotkäppchen und Hänsel und Gretel.
Wälder der Kindheit, hier auf der Eremitage, sind Erinnerungsorte.
Viele werden noch
daran zurückdenken, wenn Vater uns oder dem Enkel im Frühling eine
kleine Flöte oder Pfeife aus einem Stück Weidenholz mit Kerbe und
Zugstück baute, so dass wir fast, nur fast, so tirilieren konnten wie die
Vögel. Welch eine Freude!
Und so sind die
Wälder unserer Kindheit zugleich ein Stück schöner Erinnerungen,
die gleich wieder aufflammen, wenn wir Jahre später einen
Spaziergang durch „unseren Wald“ machen, der unser Leben ein
gutes Stück bereichert hat. Georg Hainer
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