Donnerstag, 30. Juli 2015

Auf Backestour im Siegerland



Schön und idyllisch, der Fachwerk-Backes auf der Wiese in Langenholdinghausen. Nur ein paar Meter daneben fließt der Bach vorbei.                                    (Foto: presseweller)


Der Backtag war in früheren Zeiten etwas Besonderes


Juli 2015. Siegen (dialog/ prw). „Backes“ so wird in vielen Dörfern des Siegerlandes das zentrale Backhaus genannt. Nachdem es ruhiger um diese traditionellen Backeser geworden war, sind seit schon so einigen Jahren in vielen Orten wieder solche Backhäuser zu sehen, meist fein herausgeputzt. Viele standen und stehen gleich an einem Bach oder in der Nähe davon.

„Wenn bi oos em Dorf gebacke wuur, woar dat emmer wat Besonneresch“ (wenn bei im Dorf gebacken wurde, war das immer etwas Besonderes) erzählte Emmy. Der Teig wurde zu Hause vorbereitet und in großen Schüsseln oder Trögen in den Backes gebracht. War man nicht als Erster dran, war der große steinerne Backofen bereits eingeheizt. Früher dienten zur Feuerung neben anderem Schanzen, so heißen die Reisigbündel, die bei der Haubergsarbeit anfallen. War die Glut gut und die richtige Hitze erreicht, wurde der Ofen ausgeräumt, und es konnte mit dem Backen losgehen. Wer wann dran war, wurde in diesem Dorf im Freudenberger Land ausgelost. Wer als Erster vom Los bestimmt war, musste auch den Ofen anheizen. Im Nachgang nach dem Brot wurde mit der Resthitze noch „Blechkuchen“, zum Beispiel Streuselkuchen, gebacken. Übrigens ging es natürlich bei den Familien nicht nur um ein Brot und einen Kuchen, sondern es wurde direkt auf Vorrat gebacken. So erzählte man es uns aus diesen alten Zeiten aus den 1930er- und bis in die 1950er-Jahre.

Neu, renoviert und wieder Backtage
Mit der Neuzeit verschwand hier und da der Backes oder war verfallen. Es waren meist Heimatvereine, die sich der Tradition annahmen. Backhäuser wurden neu aufgebaut oder grundlegend renoviert. Seit Langem gibt es auch wieder Backtage und sogar Backesfeste. Meist kann auch direkt vor Brot gekauft werden. Backesbrot oder richtiges „Schanzenbrot“ ist bei vielen beliebt. Seit Jahren wird auch eine Broschüre mit den Backtagen in den verschiedenen Orten herausgegeben. Sie ist unter anderem beim Tourismusverband Siegen-Wittgenstein erhältlich.

Von Mausbach bis Wilnsdorf
Mittlerweile gibt es wieder eine ganze Reihe an Backhäusern, oft im schmucken Fachwerkstil. Der Reigen geht von der nahen Grenze des Siegerlandes wie in Mausbach und anderen Dörfern des Freudenberger Landes wie in Heisberg und Heuslingen über das Netpher Land wie in Helgersdorf und eingemeindete Orte im Bereich Siegen wie Bürbach und Eisern bis nach Burbach wie in Wahlbach und an die hessische Grenze im Hickengrund wie in Niederdresselndorf.
Man kann sich also verschiedene Touren vornehmen, um auf die Backes-Spuren zu kommen. Und wer Brot kaufen und – je nach örtlichem Angebot – gleich probieren will, unternimmt seinen Ausflug am besten, wenn Backtag oder Backesfest ist. Emmy sah das auch so: „Backesbroart schmeckt good, annersch als dat annere.“ Einfach mal selbst probieren.

Tipps zum Belag
1. Die einen mögen es am liebsten mit „guter Butter“.
2. Andere mit Schmalz
3. Wieder andere, ideal, wenn vor Ort vorhanden, mit Hausmacher Blut- oder Leberwurst
4. Dann auch noch mit Butter und Marmelade, Gelee oder Honig
Jeder, wie es ihm am besten schmeckt.                                                              (presseweller)


Autor Jürgen Weller schreibt und veröffentlicht in Zeitungen und Zeitschriften seit über 35 Jahren zu Siegen und Siegerland, von Veranstaltungstipps über Geschichten mit Besonderheiten des Siegerlandes bis zu Reiseberichten und Magazinen.

Mehr zum Siegerland gibt es bei freiem Zugang auch auf den Seiten http:/www.buch-juwel.de


Hinweis für Redaktionen: Zu weiteren Fotos zu diesem oder anderen Siegerländer Themen (honorarpflichtig) bitte anfragen bei buchjuwel>at<gmx.com.

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