Immer wieder schön, Blick auf die Ähl im Herbst. (Fotos (c): presseweller)
Glänzende Kastanien suchen, basteln und Laternen rausholen
Oktober 2015. Die
Sonne taucht schon am frühen Abend weit hinter dem Heidenberg nach
und nach ab und versetzt den Himmel ringsum nochmals in Rot. So sahen
wir es früher vom Rosterberg in Siegen aus. Dämmerung. Ganz früher
tauchten noch Gaslaternen manche Straßen in ein fahles, besonderes
Licht. Zeit, um es sich im Haus gemütlich zu machen, so erinnert
sich Jürgen Weller.
Der Herbst ist
geblieben, die Zeiten haben sich verändert, vielleicht auch hier und
das Wetter. Es schien früher „verlässlicher“ zu sein. Aber im
Kreislauf der Jahrhunderte und Jahrtausende ändern sich Klima und
Wetterbedingungen immer wieder, so dick auch die Hausdämmung Jahr
für Jahr werden soll. In seinen verschiedenen Herbstgedichten, die
nicht nur das Siegerland betreffen, beschreibt Autor Georg Hainer
oft, wie verschwenderisch der Herbst mit Farben umgeht, die Wälder
in ein buntes Allerlei versetzt, Landschaft und Menschen langsam zur
Ruhe kommen. Der Gedichtsblog mit allen möglichen Themen ist über
www.buch-juwel.de aufrufbar.
Kastanien finden, sammeln und damit basteln.
Figuren und bunte Drachen
Der Herbst war für
uns Kinder nicht nur die Zeit der Ernte, der frischen Äpfel, Birnen
und Pflaumen. Es war und ist auch die Zeit der Kastanien mit ihrer
wunderschönen braun glänzenden Oberfläche. Gesammelt wurde zum
Beispiel rund um die Eintracht, die ehedem Leonhard Gläser anlegen
ließ. Kastanien sind ein schönes Dekomaterial, für uns waren sie
aber auch Bastelobjekt. Mit kleinen Stäbchen oder Streichhölzern
wurden zu Hause mit Mutter oder Eltern Männchen und andere Figuren
gebaut. Die Drachen, die von der Radschläfe und über Stoppelfeldern
am langen Seil in die luftige Höhe ruckelten, bauten oft die Väter
mit den Kindern. Mit Leisten, buntem Papier und Geschick entstanden
rote, blaue und mehrfarbige Drachen. Wunderschön, wenn sie dann in
der Höhe standen und bewundert werden konnten. Aber das gibt es ja
immer noch, wie wir zum Beispiel auf dem Giersberg und in Wilden beim
Drachenfest sehen.
Wenn am Herbstmorgen die Sonne über den Wald streift wie am Häusling.
Laterne, Laterne …
… Sonne, Mond und
Sterne. Im November wird es noch früher dunkel. Die meisten Bäume
haben schon ihre Blätter verloren, wirken kahl. Und da bringen
gerade richtig die Laternen wieder Licht und Farbe ins dunklere und
oft diesige Wetterspiel. Sie wurden meist gekauft: einfache kleine
zylinderförmige Laternen in verschiedenen Farben oder auch große
Sonnen oder Monde in gelber Grundfarbe, die gut leuchteten. Meist
zogen wir mit mehreren Kindern um die Häuser und sangen
Laternenlieder. Der Haupttag aber war St. Martin. Es ist der 11.
November, an dem des Heiligen gedacht wird. Martin soll seinen Mantel
mit einem Bettler geteilt haben. Wie gut passt das in diese Zeit, in
der Abertausende Menschen Asyl und Schutz suchen. Zum Martinstag gibt
es verschiedene Bräuche und auch heute noch in vielen Orten
Martinszüge: „St. Martin, St. Martin ...“ ist eines der Lieder,
das gespielt oder gesungen wird. Dieser Tag hat es übrigens eine
viel weitere Bedeutung. Da geht es auch um Fasten, Ende des
Erntejahres und mehr.
Wenn dann Ende
November Abendrot zu sehen ist, dann sagten die Eltern: „Guck, das
Christkind backt“. Damit gab es nun für Kinder eine weitere
schöne Zeit des Erwartens, der Advent bis zum Heiligen Abend.
Die Kinder der
Generation der 1940 bis Mitte 1950 geborenen Eltern haben meist auch
noch diese Zeit des gemeinsamen Bastelns, des Kastaniensammelns und
mehr erleben können. Aber doch scheint sich das eine und andere im
Zuge der „neuen Welt“, des Internets, der Handys und Smartphones
sehr verändert zu haben. Schön, dass man „das Alte“ zumindest
noch in Erinnerung hat und davon erzählen kann. (jw)
Auf
www.buch-juwel.de gelangen
Sie zu den verschiedenen Blogs.
Mit „Herbst total“
sind auf den seiten www.presseweller.de
auch kleine Magazine und Videos aufrufbar. Ach so, alles frei
aufrufbar!
Info: Der Siegener Journalist Jürgen Weller schreibt seit über 30 Jahren über verschiedene Spezialthemen; dazu gehören auch Feiertage wie St. Martin, Allerheiligen und mehr, und er berichtet über Siegen und das Siegerland. Seine Texte sind in Tages- und Wochenzeitungen über die Jahre in zig-millionenfacher Auflage in diesen Medien erschienen. Das Thema Siegerland - Heimat, Kultur, Tradition und Mundart - ist ihm ein Anliegen. In Zusammenarbeit mit dem angeschlossenen Verlag entstanden so zahlreiche Heimatbücher, außerdem mehrseitige Reports/ Magazine sowie Berichte in Blogs.
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