Dienstag, 13. Oktober 2015

Schön war es früher: Siegerländer Herbst



Immer wieder schön, Blick auf die Ähl im Herbst. (Fotos (c): presseweller)



Glänzende Kastanien suchen, basteln und Laternen rausholen


Oktober 2015. Die Sonne taucht schon am frühen Abend weit hinter dem Heidenberg nach und nach ab und versetzt den Himmel ringsum nochmals in Rot. So sahen wir es früher vom Rosterberg in Siegen aus. Dämmerung. Ganz früher tauchten noch Gaslaternen manche Straßen in ein fahles, besonderes Licht. Zeit, um es sich im Haus gemütlich zu machen, so erinnert sich Jürgen Weller.

Der Herbst ist geblieben, die Zeiten haben sich verändert, vielleicht auch hier und das Wetter. Es schien früher „verlässlicher“ zu sein. Aber im Kreislauf der Jahrhunderte und Jahrtausende ändern sich Klima und Wetterbedingungen immer wieder, so dick auch die Hausdämmung Jahr für Jahr werden soll. In seinen verschiedenen Herbstgedichten, die nicht nur das Siegerland betreffen, beschreibt Autor Georg Hainer oft, wie verschwenderisch der Herbst mit Farben umgeht, die Wälder in ein buntes Allerlei versetzt, Landschaft und Menschen langsam zur Ruhe kommen. Der Gedichtsblog mit allen möglichen Themen ist über www.buch-juwel.de aufrufbar.



Kastanien finden, sammeln und damit basteln.



Figuren und bunte Drachen


Der Herbst war für uns Kinder nicht nur die Zeit der Ernte, der frischen Äpfel, Birnen und Pflaumen. Es war und ist auch die Zeit der Kastanien mit ihrer wunderschönen braun glänzenden Oberfläche. Gesammelt wurde zum Beispiel rund um die Eintracht, die ehedem Leonhard Gläser anlegen ließ. Kastanien sind ein schönes Dekomaterial, für uns waren sie aber auch Bastelobjekt. Mit kleinen Stäbchen oder Streichhölzern wurden zu Hause mit Mutter oder Eltern Männchen und andere Figuren gebaut. Die Drachen, die von der Radschläfe und über Stoppelfeldern am langen Seil in die luftige Höhe ruckelten, bauten oft die Väter mit den Kindern. Mit Leisten, buntem Papier und Geschick entstanden rote, blaue und mehrfarbige Drachen. Wunderschön, wenn sie dann in der Höhe standen und bewundert werden konnten. Aber das gibt es ja immer noch, wie wir zum Beispiel auf dem Giersberg und in Wilden beim Drachenfest sehen.



Wenn am Herbstmorgen die Sonne über den Wald streift wie am Häusling. 



Laterne, Laterne …


… Sonne, Mond und Sterne. Im November wird es noch früher dunkel. Die meisten Bäume haben schon ihre Blätter verloren, wirken kahl. Und da bringen gerade richtig die Laternen wieder Licht und Farbe ins dunklere und oft diesige Wetterspiel. Sie wurden meist gekauft: einfache kleine zylinderförmige Laternen in verschiedenen Farben oder auch große Sonnen oder Monde in gelber Grundfarbe, die gut leuchteten. Meist zogen wir mit mehreren Kindern um die Häuser und sangen Laternenlieder. Der Haupttag aber war St. Martin. Es ist der 11. November, an dem des Heiligen gedacht wird. Martin soll seinen Mantel mit einem Bettler geteilt haben. Wie gut passt das in diese Zeit, in der Abertausende Menschen Asyl und Schutz suchen. Zum Martinstag gibt es verschiedene Bräuche und auch heute noch in vielen Orten Martinszüge: „St. Martin, St. Martin ...“ ist eines der Lieder, das gespielt oder gesungen wird. Dieser Tag hat es übrigens eine viel weitere Bedeutung. Da geht es auch um Fasten, Ende des Erntejahres und mehr.
Wenn dann Ende November Abendrot zu sehen ist, dann sagten die Eltern: „Guck, das Christkind backt“. Damit gab es nun für Kinder eine weitere schöne Zeit des Erwartens, der Advent bis zum Heiligen Abend.
Die Kinder der Generation der 1940 bis Mitte 1950 geborenen Eltern haben meist auch noch diese Zeit des gemeinsamen Bastelns, des Kastaniensammelns und mehr erleben können. Aber doch scheint sich das eine und andere im Zuge der „neuen Welt“, des Internets, der Handys und Smartphones sehr verändert zu haben. Schön, dass man „das Alte“ zumindest noch in Erinnerung hat und davon erzählen kann. (jw)

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Mit „Herbst total“ sind auf den seiten www.presseweller.de auch kleine Magazine und Videos aufrufbar. Ach so, alles frei aufrufbar!

Info: Der Siegener Journalist Jürgen Weller schreibt seit über 30 Jahren über verschiedene Spezialthemen; dazu gehören auch Feiertage wie St. Martin, Allerheiligen und mehr, und er berichtet über Siegen und das Siegerland. Seine Texte sind in Tages- und Wochenzeitungen über die Jahre in zig-millionenfacher Auflage in diesen Medien erschienen. Das Thema Siegerland - Heimat, Kultur, Tradition und Mundart - ist ihm ein Anliegen. In Zusammenarbeit mit dem angeschlossenen Verlag entstanden so zahlreiche Heimatbücher, außerdem mehrseitige Reports/ Magazine sowie Berichte in Blogs. 

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