Samstag, 29. August 2015

Decke Doffeln em Sejerland



Dicke Kartoffeln im Siegerland / Reibekuchen und Geschichten




Die Ferndorfer dickste Kartoffel wird wohl noch viel größer sein. (FotoMont.: presseweller)

 August 2015. Kartoffeln waren und sind teils noch fester und häufiger Bestandteil des wöchentlichen Speiseplans bei vielen Siegerländern. Sind die Doffeln oder Duffeln, wie man in der südwestfälischen Region zu sagen pflegt, doch auch die Basis für das Reibekuchenbrot, den "weltbekannten?" Riewekooche, und anderes.

Riewekooche, dieser Begriff ist längst ein Schlagwort für die Einheimischen, auch wenn sie sich fern der Heimat treffen. Man personalisiert den Begriff dann sogar „Best du och e Riewekooche?“ (Bist du auch ein Reibekuchen, ein Siegerländer?). Kartoffeln spielen aber ebenso eine Rolle beim Bäckel, auch eine Art Brot, bei der Dofflnsobbe (Kartoffelsuppe) und den Bröhduffeln, Brühkartoffeln, so ähnlich wie Kartoffelsuppe. Kartoffelsuppe wie der Kartoffelsalat und die früher mit Schmalz gebackenen Reibeplätzchen, die im Siegerland wie das Brot, Reibekuchen, genannt werden, sind aber auch Bestandteil anderer Küchen. Besondere Begriffe sind zum Beispiel noch Quellmänner für Pellkartoffeln, gequallde Gestalde für Pellkartoffeln in einer Zwiebel-Specksoße und (Sejerlänner) Riewe-Klöarße, Klöße aus rohen und gekochten Kartoffeln, wozu eine Zwiebel-Specksoße gehört. Nicht zu vergessen: Riemches-Doffeln, in dicke Streifen geschnittene rohe Kartoffeln, die mit Zwiebeln und mehr gebraten werden. Geht schnell und schmeckt gut. (Mehr zu Siegerländer Gerichten und Backwerken im kleinen Magazin über buch-juwel.de)

Auf der Schubkarre
Dass im Siegerland wie auch im Westerwald früher häufig Kartoffeln angebaut wurden, hat seine Gründe unter anderem in Topographie und Böden. „Anstrengend, aber schön“, sagen viele, die früher die Ernte mitgemacht oder als Kinder geholfen haben. Nach getaner Arbeit saß man gern am „Kartoffelfeuer“ zusammen, in der Glut schmorten frische Kartoffeln, die einfach wunderbar schmeckten, wenn sie endlich „durch“ waren. Auch heute sind noch Kartoffelfelder zu sehen, und dem Spätsommer und Herbst zu laden örtliche Vereine oder Gemeinschaften in verschiedenen Orten zu Kartoffelbratfesten ein.

Ob zu Kartoffeln oder anderem: Schon lange gibt es Geschichten zum Siegerland und Siegerländern mit einer heiteren, lustigen Seite. In früheren Büchern wie „Heiteres aus dem Siegerland“ und anderen, unter anderem im Verlag Vorländer herausgegeben oder in Selbstverlagen, gab es insgesamt viel Lustiges, ob Geschichten zu Thomas Louis und in Beiträgen/ Büchern von Dr. Lothar Irle. In den kleinen Heimatbüchern des Verlags Buch-Juwel greift Autor Georg Hainer ebenfalls oft auf Begebenheiten wie „Die Vermessung der Telefon-Welt“ zurück, die zum Schmunzeln anregen. In diesen unterschiedlichsten Arbeiten erfährt die Leserschaft einiges über die Mentalität der Siegerländer und Brauchtum. So blieb es nicht aus, dass auch die Kartoffel beleuchtet wurde.
In einer alten Geschichte, die man schon als junger Mensch gelesen oder zumindest erzählt bekommen hat, wenn man heimatinteressiert war, ging es um die Kartoffel, um „dicke Kartoffeln“. Die sollten danach die Ferndorfer haben. Die Kartoffeln waren so groß und schwer, dass ein einziges Exemplar mit der Schubkarre transportiert werden musste, es ist sogar von einem Kuhgespann die Rede. Aus solchen Geschichten hat sich der Spruch erhalten „Die Ferndorfer haa de deckste Doffeln“ (die Ferndorfer haben die dicksten Kartoffeln). Schön.
In Ferndorf hat sich die Sache mit der dort genannten „degge Duffel“ erhalten. So wird der Seite www.ferndorf.de des "Vereins zur Pflege der Dorfgemeinschaft Ferndorf" Medienberichten nach zum Jubiläum „200 Jahre Westfalen“ im Dortmunder Museum für Kunst- und Kulturgeschichte“ bis ins nächste Jahr hinein eine von der Dorfgemeinschaft gelieferte, naürlich handwerklich hergestellte und gestaltete, also nicht gewachsene, Ferndorfer Riesen-Kartoffel zu sehen sein. Gespannt sein darf man schon auf die Duffel im Jahre 2017. Dann feiert der Ort, der zu Kreuztal gehört, sein 950-Jähriges. Da werden sich die „Züchter“ wohl noch einiges einfallen lassen. (Jürgen Weller)


Geschichten und mehr zum Siegerland in Magazinen zum Blättern und Blogs können Sie – zugangsfrei – über http://www.buch-juwel.de aufrufen und lesen. Sie finden dort auch Hinweise auf Heimatbücher des Verlags und Poster.